Unsere neue Rubrik: die „Fundstücke“

Kennt ihr das auch? Euch fällt beim Aufräumen etwas in die Hände, wonach ihr gar nicht gesucht habt und sofort werden Erinnerungen wach. Gedanken, Emotionen, Situationen werden wieder lebendig – sind Gegenwart …… So sollen diese „Fundstücke“, die hier in loser Folge vorgestellt werden, einzelne Begebenheiten aus der Chorgeschichte gegenwärtig werden lassen und so könnt ihr daran teilhaben .

Wo liegt Söhlde?

Der Kehrwiederchor nennt ja aus gutem Grund keinen Ort im Chornamen. Bei seiner Gründung 1974, im Jahr der niedersächsischen Gemeindereform, wurde darauf bewusst verzichtet. Wäre als Ort Söhlde genannt worden, hätten möglicherweise die Hoheneggelser nicht mitgesungen und umgekehrt. Manche Ortschaften hatten damals eine gewisse Rivalität zueinander. Das ist zum Glück heute (fast) vorbei.  So entschieden sich die damaligen Gründer für den neutralen Namen „Kehrwiederchor“, denn das Bild der Kehrwieder-Kirche im Gemeindewappen ist bis heute das verbindende Element der 9 Söhlder Ortschaften. Trat der Kehrwieder-Kinderchor auswärts auf, wurde schon mal gefragt: „Wo liegt eigentlich euer Ort Kehrwied?“ Der Gothaer Kinderchor kam schließlich aus Gotha und der Kölner Kinderchor aus Köln. Logisch, oder? Eine besondere regionale Zuordnung nahm aber eine Kirchengemeinde am Rhein vor. Sie verpflanzte den Chor kurzerhand in der Westerwald. Warum, ist bis heute nicht geklärt. Der gemischte Kehrwiederchor hatte an einem Wochenende im Juni 1999 eine Chorfahrt an den Rhein unternommen, hatte sich in der Jugendherberge Worms  einquartiert, die Stadt erkundet, den dortigen Dom akustisch getestet, ein Weingut besichtigt J und zum Abschluss in einem Nachbardorf in einem Gottesdienst gesungen, schöne Chorsätze von Schütz, Bach, Mendelssohn und Distler. Der Täufling hat’s ruhig ertragen. Ich weiß nicht mehr, ob bei der Heimfahrt danach die Reiseroute spontan geändert wurde und durch den Westerwald führte. Es war auf jeden Fall eine tolle Chorfahrt!

Erinnerungen an das Chorfestival 1997

Im Oktober 1997 feierte der Kehrwieder-Kinderchor sein 20-jähriges Bestehen mit dem 2. Internationalen Kinderchorfestival Söhlde unter dem Motto „Lasst uns singen“. Der Zwickauer Komponist Thomas Richter hatte dem Chor dazu eine gleichnamige  Komposition geschenkt, die im Eröffnungskonzert mit den Gästen aus Polen, Israel, Tschechien und Deutschland zur Uraufführung kam und seitdem bei vielen Chorbegegnungen des Kehrwieder-Kinderchores zu Konzert-Eröffnungen in der jeweiligen Landessprache und in Deutsch gemeinsam gesungen wurde. Inzwischen gibt es mehr als 10 Übersetzungen des schönen Textes. Der Mädchenchor MAJ aus Litoměřice, dem früheren Leitmeritz im ehemaligen Sudetenland, war nach seinem ersten Besuch in Söhlde 1989 zum wiederholten Male Gast des Kehrwiederchores. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs gab es zahlreiche Austausch-Begegnungen mit weiteren dortigen Chören, dem Kinderchor Hlásek und dem Mädchenchor Puellae Cantantes, auch etliche Besuche unserer Chöre in dieser bedeutenden Handelsstadt mit Bischofssitz am Zusammenfluss von Eger und Elbe. Der tschechische Chorleiter, PhDr. Vladimír Frühauf, schickte nach dem Festival ein Dutzend Erinnerungen seiner Chormitglieder in deutscher Sprache als Dankeschön an die Söhlder Gastgeber. Einige davon sind in ihrer Aussage zeitlos, zeigen die Bedeutung des gemeinsamen Singens und der persönlichen Begegnung in Gastfamilien. Möge es bald wieder möglich sein, solche Chorbegegnungen in Deutschland und der ganzen Welt durchzuführen!

Ein Zeitungsartikel von 1989

Im Juni 1989 nahm der Kehrwiederchor im Rahmen des Niedersachsentages am nds. Chortreffen in Goslar teil. Chorleiter Hans-Dieter Lubrich durfte mit dem Kehrwiederchor auf der großen NDR-Bühne auf dem Goslarer Marktplatz ein Offenes Singen leiten. Dabei wurde u.a. auch nachmittags im gleißenden Sonnenschein gemeinsam mit einem Blechbläser-Ensemble der HTMH das Lied „Abend wird es wieder“ aufgezeichnet, das abends im N3-Fernsehen in der „Schaubude“ gesendet werden sollte. Im Publikum waren auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht und seine Gattin Heidi Adele. Kaum hatte das Programm begonnen, gingen die beiden zur Bühne, mischten sich gemeinsam mit anderen prominenten Politikern unter den Chor und sangen kräftig mit. Die Goslarsche Zeitung veröffentlichte am 12. Juni 1989 dieses Foto, das einige Tenorsänger des Chores zeigt:  v.l. Wilhelm Schöning, MP Albrecht, Heinz Winter, Friedrich Riesenberg (nicht der Bodyguard des MP J).

Ein Brief aus dem Jahr 1992

Bei der Durchsicht der Vorstands-Ordner aus den frühen 90er Jahren von Heinz Winter, die im Schulkeller lagerten, fand ich einen Brief meiner Kollegin Rahel Bartenstein aus dem Kibbutz Mizra (der liegt in der Nähe von Nazareth in Israel).

Die Kehrwiederchöre hatten seit 1987, als der Mädchenchor Mizra das EUROTREFF-Festival in Wolfenbüttel besuchte und in Söhlde und Umgebung einquartiert wurde, etliche Kontakte. Bei mehreren gegenseitigen Besuchen entwickelten sich viele Freundschaften. 1992 war der israelische Chor einer von 8 Gastchören beim 1. Internationalen Kinderchorfestival Söhlde, mit dem der Kehrwieder-Kinderchor sein 15-jähriges Bestehen feierte. Die Gastfreundschaft der Menschen im Ostkreis war überwältigend und so konnten knapp 400 Gäste aus Bulgarien, Estland, Finnland, Israel, der Slowakei und Deutschland während der Festivaltage privat untergebracht werden. Der Dankbrief der israelischen Chorleiterin bringt die Atmosphäre des Chorfests und die nachhaltige Wirkung auf alle Beteiligten in berührender Weise zum Ausdruck. Hoffentlich sind gegenseitige Chorbesuche und gemeinsames Singen bald wieder möglich.

Ein Papierstück aus dem Jahr 2010

Der Kehrwieder-Kinderchor stellte einige Male den Übungschor für die B-Lehrgänge Kinderchorleitung in der Bundesakademie Wolfenbüttel. Er wurde dazu vom damaligen Leiter des Fachbereichs Musik, Markus Lüdtke, eingeladen. Inzwischen hat Markus L. eine neue berufliche Aufgabe in Wolfenbüttel und die B-Lehrgänge Kinderchorleitung gibt es dort nicht mehr als eigenständigen Ausbildungsgang, sondern nur noch als Teil der „normalen“ B-Lehrgänge für Chorleitung. Sehr schade! Jede(r) Chorleiter(in) durfte in der fünften von sechs Ausbildungswochen 30 Minuten lang ein gut vorbereitetes Stück mit „echten“ Kindern proben, und nicht wie sonst üblich mit dem Teilnehmerchor der anderen Chorleiter(innen). Das war interessant und spannend für beide Seiten. Unsere Kids gaben am Ende des Probentages jedem/jeder Teilnehmer(in) ein Feedback, wie die Probe bei den Kindern angekommen war. Und auch die Chorleiter(innen) gaben nachträglich einige Rückmeldungen zu ihren Erfahrungen mit dem Chor. Kursteilnehmerin Barbara D. aus Hessen schrieb an den Kursleiter Markus Lüdtke: …